Minden für Alle
Endlich ist Schulschluss. Gleich geht es mit Freundin Fides ins Eiscafé. Tobias freut sich schon. "Erdbeerbecher", kommt es zögerlich und nicht sofort verständlich über seine Lippen. Na und, ganz normal. Da sind zwei Teenies, die haben sich auf ein Eis verabredet.
Nur einen Unterschied gibt es:
Sie gehen zu Dritt.
Lars Meyer von der Lebenshilfe begleitet die beiden, denn Fides Baumeister
und Tobias Rüter sind behindert. So einfach mal alleine drauflos
gehen können sie nicht.
Was aber keinesfalls bedeutet, dass sie zu Hause hocken müssen.
Im Gegenteil: Die beiden sind mächtig viel unterwegs. Zurzeit testen sie
beispielsweise alle Eisdielen. Und auch auf dem Mini-Golf-Platz, beim Schwimmen,
im Potts Park, auf der Mindener Messe, beim Bowling und beim Handballspiel sind die
beiden GWD-Fans häufig anzutreffen.
Fides nimmt in diesem Jahr erneut am legendären Drachenboot-Cup im Sommer teil.
Tobias zieht es hingegen eher zu den von der Lebenshilfe angebotenen Ferienspielen. Die
zwei fühlen sich wohl. "Gut" ist seine klare Antwort auf die Frage, wie er sich in Minden fühlt
- und Fides sagt auf dieselbe Frage: "Auch gut".
"Wir versuchen alles so anzubieten, wie für "andere auch", sagt Lars Meyer. Was er persönlich
an den meisten Mindenern schätzt, ist ihre prompte Hilfsbereitschaft. Sie ist hin und wieder
notwendig - beispielsweise wenn er mit seinen zu Betreuenden unterwegs ist. Denn schlecht zu
überwindende Hindernisse, wie Stufen und nicht rollstuhlgerechte Toiletten kommen doch immer
mal wieder vor.
Das Jahr 2006 brachte für Fides und Tobias viele Veränderungen. Beide zogen mutig zu Hause aus.
Sie wohnen jetzt im Wohnheim der Diakonischen Stiftung Wittekindshof an der Pöttcherstraße. Morgens
heißt es früh aufstehen. Es geht dann zum Praktikum und zur Schule. Am Nachmittag kommen beide wieder
zurück. Jetzt ist Zeit, das eigene Zimmer aufzuräumen und dann mit den anderen Bewohnern eine Runde
„Mensch-Ärgere-Dich-Nicht“ zu spielen.
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